Zu Besuch in Jordanien

Von Seraina Nüesch (geschrieben von Sara Rhyner)

Wir waren auf Hausbesuchen und brachten Lebensmittelpakete vorbei, haben mit Jugendlichen Zeit verbracht und mit Kindern gespielt. Während eines Einsatzes in Jordanien durften wir unsere Partnerinnen vor Ort begleiten. Dabei durften wir immer wieder erleben, wie Gottes Liebe Hoffnung in hoffnungslosen Situationen verbreitete.  

«Ich musste entscheiden, ob ich meinen Töchtern Hygieneartikel für ihre Periode oder Gas zum Kochen und Heizen kaufe», erzählt eine jordanische Mutter. Sie ist etwa 40 Jahre alt. Doch das Erlebte lässt sie zwanzig Jahre älter aussehen. Sie gehört zu den vielen, die vor dem Syrienkrieg nach Jordanien geflüchtet sind. Sie erzählt von ihrer Krebserkrankung; ihrem Mann, der sie verlassen hat und ihren Söhnen die sich im Ausland mehr schlecht als recht durchschlagen. Sie selbst ist mit ihren zwei Töchtern in Jordanien geblieben und bekommt keine Unterstützung von staatlicher Seite. Seit sechs Monaten kann sie ihre Miete nicht mehr bezahlen. Ihr Vermieter droht mit dem Rauswurf. Die Frauen unserer Partnerorganisation besuchen sie regelmässig und bringen das Nötigste vorbei. So auch bei diesem Besuch, bei dem wir sie begleiten durften. Ich hatte den Eindruck, ich solle der Mutter und ihren Töchtern die Geschichte vom Gelähmten aus der Bibel erzählen. Ich erzählte ihr, wie seine Freunde, das Dach abgedeckt haben, um ihn vor Jesus runterzulassen. Ich habe ihr gesagt, dass wir sie nun, wenn sie möchte, wie diese Freunde vor Jesus bringen, und für sie beten. Sie bejahte. Während dem Gebet, kamen ihr die Tränen. Gottes Gegenwart war spürbar unter uns. Er ist der, der ihr Schicksal wenden kann. 

Das sind nur klitzekleine Eindrücke unseres Einsatzes. Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen. Eine Teilnehmerin hat den Einsatz treffend zusammengefasst: «Mein Highlight ist, die Frauen und Kinder kennenzulernen – ihre Persönlichkeiten und Lebensgeschichten. Und zu sehen, wie in der Hoffnungslosigkeit Jesus wirkt und diese Frauen und Kinder berührt.»

«Meine Schwester»

Unseren Partnerinnen geht es um die Menschen. Sie besuchen die Frauen und Familien immer wieder und organisieren Treffen. Sie üben mit ihnen Lesen, unterstützen sie so gut wie möglich bei der Verarbeitung von Traumata und studieren mit ihnen die Bibel. Bei einem Hausbesuch kommt der Mann des Hauses auf die Mitarbeiterin zu. Er spricht sie mit «meine Schwester an» und drückt damit seine Wertschätzung aus. Dass er den Tee serviert, ist in der lokalen Kultur ungewohnt. Das kommt davon, dass eine der Mitarbeiterinnen ihm erklärt hat, wie er seiner Frau seine Liebe zeigen kann – nicht mit Gold, sondern mit kleinen Gesten. Das kennen die Leute nicht. Sie haben den Eindruck, sie könnten die Liebe nur mit Reichtum zeigen. So lernen sie ganz praktisch von den Mitarbeiterinnen. Bei einem anderen Hausbesuch erklärt die Mitarbeiterin der jungen Frau, wie sie verhüten kann. Mit 25 Jahren hat sie bereits fünf Kinder. Das Engagement der Mitarbeiterinnen geht weit über Nothilfe hinaus – es sind Freundschaften auf Augenhöhe entstanden, die von gegenseitiger Zuneigung und Respekt zeugen.

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