Kuba war schon immer attraktiv. In der Kolonialzeit lockte der Zucker, danach galt die Insel als Eldorado für Spieler und sonstige Abzocker. Heute sehen sich die Sonnenhungrigen an einem schönen Strand mit Kokosnussdrink in der Hand und die Idealisten und Altruisten begeistert die politische und kreative Widerstandskraft gegen den übermächtigen «Feind» im Norden. Dahinter stecken 12 Millionen Menschen mit ihren Träumen, Ängsten und Sorgen. Da sind Eltern, die ihre Kinder und Jugendlichen nicht mehr bändigen können, weil diese seit Monaten das Haus nicht verlassen dürfen. Da sind Grosseltern, die überall herumfragen, wo es Reis zu kaufen gäbe oder Pastoren und Kirchenmitarbeiter, die Ehekurse via WhatsApp Nachrichten durchführen. Wegen ihnen sind wir hier.
Das Land steckt in einer Wirtschaftskrise, wie wir es seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr erlebt haben. Die Kubaner sind sich gewohnt, den Gürtel enger zu schnallen oder dem Automotor abermals ein paar Kilometer mehr ab zu verlangen, obwohl das Öl schon längst alle ist. Das ist eine Seite der Wahrheit. Die andere ist, dass dieses ewige «Ein Schritt vorwärts, zwei zurück», das unablässige Auf und Ab im Kampf zwischen den Giganten die Seele zermürben kann. Egal wo du lebst und arbeitest, schlussendlich geht es doch immer darum, sich mit dem Umfeld und dem eigenen Wirkungskreis zu identifizieren. Seinen Platz zu finden, ist in dieser grossen, weiten und chaotischen Welt gar nicht so einfach.
Sich für ein Land und seine Bewohner einsetzen
Als Familie und auch als Einzelpersonen sind wir für Kuba und bleiben auch weiterhin in Kuba, einfach weil es die Menschen verdient haben. Sie haben es verdient zu hören, dass sich noch jemand anders für ihre Bedürfnisse interessiert. Sie haben es verdient, dass
wir sie verstehen oder zumindest ein Stück Weg mit ihnen gehen. Nicht weil die Kubaner einzigartiger oder wertvoller als andere Menschen wären. Nein. Die Gnade Gottes kommt ganz unverdient. Sie gilt allen und wir setzen uns dafür ein, dass die Menschen mit denen
wir in Verbindung kommen, diese Realität auch erkennen können. Da gibt es unzählige Beispiele. Der angesäuselte Nachbar, der nach einem kurzen Gebet meint, er habe schon lange nicht mehr solch einen Frieden verspürt. Der alte Mann, der in seinem Holzhaus auf
dem Hügel lebt und von einem unserer Mitarbeiter Nahrungsmittel bekommt: «Aber ihr kennt mich doch gar nicht!?» «Nein, wir nicht, aber Gott!» Die junge Frau, die Kraft schöpft, nachdem sie unseren DINAMO Blog gelesen und eine Lösung für ein Problem in ihrer Arbeit gefunden hat. Das junge Paar, das sich in einem schmerzhaften Prozess von einem missbräuchlichen Familienumfeld lösen muss.